Energie und Bauweise

Energie und Bauweise

Vorhin musste ich lachen, als meine Mutter mir erzählt hat, dass früher in jedem Keller ein Öl- oder Gasbrenner stand und der meiste Strom in Deutschland von Kohle- oder Kernkraftwerken kam. War das wirklich so? Heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen. Das warme Wasser von dem Bad, das ich gerade genommen habe, kommt über das Fernwärmenetz aus dem Germeringer Geothermie-Werk. Das ist im ganzen Viertel so. Der Strom für die Musik aus dem Radio, den Kühlschrank und den Toaster, kommt von der Photovoltaikanlage auf unserem Dach. Die Spülmaschine, die ich gerade eingeräumt und angeschaltet habe, wird dann erst später starten, wenn die Sonne in einem besseren Winkel aufs Dach scheint und die Anlage mehr Strom erzeugt, um unseren Eigenstromverbrauch zu optimieren. Das ist aber nur eine Frage des Geldes. Viel wichtiger finde ich, dass ich auch bei schlechtem Wetter und nachts mit gutem Gewissen am Computer arbeiten, Musik hören und meine Lieblingsgerichte kochen kann. Der Strom, den wir nicht selbst produzieren können, kommt zu hundert Prozent aus regionalen Bürgerenergieanlagen, hundert Prozent Strom aus Sonne und Wind.

Mein Vater sagt dann immer, dass das nicht nur gut für die Umwelt ist, sondern auch viele Unternehmen in Germering und der Region davon profitiert haben, nicht nur im Energiesektor, sondern auch bei den regionalen, umweltfreundlichen Baustoffen. Außerdem hätten wir durch die Umstellung auf regenerative Energien viel Geld gespart. Ich finde vor allem wichtig, dass wir nicht von irgendwelchen großen Konzernen und Gaslieferungen von sonst woher abhängig sind. Außerdem liebe ich das viele Holz, das bei uns verbaut ist. Das Parkett ist aus regionalem Holz, genauso wie unsere Fensterrahmen. Den Korkfußboden bei meinem Freund zu Hause finde ich auch sehr gemütlich. Und das viele Holz an den Häusern finde ich einfach schön. Mutter sagt immer, wie froh sie ist, dass in den Naturdämmstoffen und Naturfarben keine toxischen Stoffe drin sind. Und mein Bruder findet am coolsten, dass unsere Waschmaschine mit gefiltertem Regenwasser funktioniert und durch die Toilette nur Brauchwasser fließt. Übrigens ist unser Haus so gebaut, dass wir die Wärme vom Geothermie-Werk fast nur für warmes Wasser, aber nicht zum Heizen brauchen. Cool oder?

Konkrete Vorschläge zur Umsetzung

1. Die Stadt sollte ihre Möglichkeiten der Gestaltung durch den Bebauungsplan laut BauGB im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes voll ausnutzen. BauGB § 9 bietet hier mehr Möglichkeiten, als bisher ausgeschöpft sind. Z.B. ist laut BauGB § 9 Abs.23b) die Festsetzung von Gebieten möglich, in denen „bei der Errichtung von Gebäuden oder bestimmten sonstigen baulichen Anlagen bestimmte bauliche und sonstige technische Maßnahmen für die Erzeugung, Nutzung oder Speicherung von Strom, Wärme oder Kälte aus erneuerbaren Energien oder Kraft-Wärme-Kopplung getroffen werden müssen.“ Zu denken ist hier auch an die kürzlich geschaffene Möglichkeit, Steingärten grundsätzlich zu verbieten.

2. Flankierend dazu sind im Stadtentwicklungskonzept Klimaneutralität und umweltgerechte Bauweise als Ziele festzuschreiben, auch um die Vorgaben des Bebauungsplans laut BauGB § 9 wirklich durchsetzen zu können.

3. Die Energiekonzepte für neu entstehende Quartiere sollten dann grundsätzlich das Ziel haben, eine 100%ige Versorgung mit klimaneutraler Energie sicherzustellen.

4. Entsprechend sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, eine umweltschonende und klimaneutrale Bauweise festzuschreiben und zu unterstützen.

5. Eine Bürger-Energie-Genossenschaft und deren Unterstützung durch die Stadt kann die Bereitstellung regenerativer, regionaler Energie unterstützen.

6. Die das Baurecht betreffende Gesetzgebung auf Landes- und Bundesebene sollte von uns kritisch begleitet werden.

7. Die Bürgerinnen und Bürger sowie die heimischen Unternehmen und Investoren sollten von uns über die Vorteile einer klimaneutralen, umweltfreundlichen Bauweise, die regionale regenerative Energieerzeugung und den Einsatz regionaler, umweltfreundlicher Baustoffe unterstützt, unterrichtet werden.