Vision einer klimafreundlichen Verkehrsplanung

Vision einer klimafreundlichen Verkehrsplanung

Wie das aussehen könnte, eine Szene:

Im Kreuzlinger Feld schiebe ich mein Rad aus der ebenerdig liegenden Fahrradgarage, schwinge mich auf den Sattel, rolle die paar Meter hinunter zur Alfred-Baumann-Str., die jetzt eine Fahrradstraße geworden ist, schaue kurz, dass ich im Strom der Radfahrer eine Lücke finde und reihe mich ein. An der T-Kreuzung mit der Kreuzlinger Str. rolle ich auf der abknickenden Fahrradstraße herüber zum Beginn der Kleinfeldstr. Ein einzelnes Auto, was von rechts kommt, muss am Stoppschild anhalten und warten. Ich fahre in die Kleinfeldstr. ein, wo ein paar wenige Autos in den bezahlten Parkbuchten stehen. Die Anwohner freuen sich, dass man jetzt gut durchkommt und der Nachbar nicht mehr mit seinem Auto auf der Straße steht. Seit die Stadt durch das aktive Parkmanagement Geld einnimmt, konnten viele Rad- und Fußwege erneuert werden. Weiter radele ich linkerhand über den Volksfestplatz und in die Frühlingsstraße hinein, vorbei geht es an der Schule, die Schüler dürfen jedes Jahr einen breiten Beetstreifen bepflanzen, wo vorher Parkplätze waren. An der Kreuzung mit der unteren Bahnhofstr. regelt eine automatische Wechselampel den Rad- und Busverkehr. Die Bahnhofstr. ist für KFZ nur noch für Anwohner freigegeben; klar, dass sie ein Publikumsmagnet geworden ist. Die Bäckereien haben die ehemaligen Parkflächen bestuhlt, teilüberdacht und Kellner servieren an den Tischen. Vögel zwitschern, Kinder lachen, die Läden sind voller Kunden, ja es kommen sogar immer mehr aus dem Umlandgemeinden. Stellen ihr Auto an den Parkgaragen an der Ortsgrenze ab und fahren mit dem kostenlosen Bus in die Stadt, weil man hier in Ruhe einkaufen kann und größere Waren werden kostenlos nach Hause geliefert. Gerade wird das Wittelsbacher Viertel genauso umgebaut, auch aus diesem Grund sind alle Ladenlokale wieder gut vermietet. Pendelbusse verbinden alle Stadteile miteinander und mit den Umlandgemeinden, seit jede Fahrt nur noch 1 Euro (Kinder 50 Ct) kostet, trauen sich auch MVV-Ungeübte, mitzufahren. Zumal die wenigsten Autofahrer die tägliche City-Maut für München oder die Landkreis-Maut bezahlen möchten. Wenn motorisiert, dann ist man mit dem e-Roller am besten dran und den gibt es jetzt auch für 2 Erwachsene und 2 Kinder oder ein Seniorenmodell mit extra tiefem Trittbrett. Leider kein deutsches Fabrikat, in vielem hängen wir immer noch hinterher …

Die Proteste gegen den Wegfall von Parkplätzen sind lange vergessen. Das Mantra, nur autofahrende Kunden seien zahlungskräftig, gehört der Historie an. In einer sich wandelnden Welt muss die Ortspolitik eine Marschrichtung für die Zukunft aufzeigen, sonst wird man abgehängt. Zumindest die, die nichts Neues anpacken wollten.

Klimafreundlich sein, bedeutet seinen Blick zu erweitern:

  1. Übernahme von Verantwortung für kommende Generationen
  2. Germering als Teil der Welt: Umsetzung von Klimaschutz/Nachhaltigkeitskonzepten der UNO, EU und Deutschland, … , Leitlinien Germering
  3. „Wir erkennen an, dass die Grenzen des Planeten in Teilen bereits überschritten sind. Wir wollen unsere Stadt Germering auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereiten und mitgestalten. Künftige Bebauungen, eine angepasste Verkehrspolitik sowie wichtige Fragestellungen des Naturschutzes einschließlich Artenvielfalt geben uns wichtige Orientierung in unserer Arbeit.“ (Text des Umweltbeirats Germering)

Beispiele für klimafreundliche Verkehrsplanung- und Umsetzung:

  1. Bevorrechtigung des Rad/Fußverkehrs gegenüber MIV[i]: Rad/Fußwege, Radabstellplätze, Fahr/Gehstrecken, Erreichbarkeit, Fahrradstraßen/Fußgängerzonen als Leuchtturmprojekte
  2. Rad/Fußwege müssen durchgehend erkennbar sein: Belag, Farbe, Material, ggf. Beschilderung
  3. Verkehrsanalyse auf ganz Germering: Verkehrsleitung, Parkplatzvergabe, Verkehrs/MIV-Beruhigung, Anlieferungs- und Durchfahrtverkehr
  4. Durchgehende wirkungsvolle Verhinderung, dass Rad/Fußverkehr durch MIV abgedrängt werden kann
  5. Aktives Parkraummanagement für MIV: Durchsetzung der StrVO. Parken auf öffentlichem Grund wird nicht mehr geduldet. Ausnahmen: Parken nur in ausgewiesenen Flächen, wer parkt, muss zahlen. Parkplätze nur da, wo Rad/Fußverkehr nicht in Durchfahrt und Sichtbeziehungen gestört werden.
  6. Förderung von platz/ressourcensparender e-Mobilität (z.B. e-Roller) mit lokaler Stromerzeugung
  7. Vereinheitlichung der Preisgestaltung von Verkehrsverbunden, kostenlose Fahrten in Innenstadt, Erhöhung der Taktung, dafür kleinere Fahrzeuge mit Hybrid/Elektroantrieb
  8. Schutz von unbebauten Flächen für Sicherstellung Ökologie und Artenvielfalt
  9. Vorbereitung Germering auf neue Klimazonen durch angepasste Bebauung
  10. Klimaneutralität Germering herstellen
  11. „Kein Abfall“ (no waste) Germering

[i] MIV = motorisierter Individual-Verkehr